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Drei Tage später.

Der Konvoi bewegte sich langsam durch die Trümmerfelder südlich der Stadt. Jedes Fahrzeug mit Stahlplatten verstärkt, jedes Gesicht angespannt. Niemand sprach mehr über Hoffnung – nur noch über Zielkoordinaten, Munitionsrationen und Fluchtwege.

Unter ihnen lag der Flughafen Schönefeld. Und unter dem – das, was einst ein geheimer Stasi-Komplex gewesen war. Heute: die letzte Bastion von Projekt SEELE.

Der Eingang war getarnt als alter Wartungsschacht am Rand des ehemaligen Rollfelds. Levin, Mara, Anna und drei weitere Überlebende stiegen hinab. Falk voraus, die Ohren gespitzt, die Zähne leicht gebleckt.

Der Schacht roch nach altem Öl, Blut und etwas anderem – etwas… Künstlichem.

„Wenn SEELE noch Reste seiner alten Infrastruktur nutzt, werden wir es nicht nur mit Untoten zu tun haben“, flüsterte Levin. „Es hat Maschinen. Sensoren. KI-Reste aus alten Programmen. Es denkt wie ein Mensch. Aber es stirbt nicht wie einer.“

„Dann bringen wir ihm bei, wie das geht“, sagte Mara.

Die Gänge waren kalt, eng, metallisch. Licht flackerte – nicht zufällig, sondern geführt. Es war, als würde das System sie durch ein Labyrinth lenken. Kein Alarm. Kein Widerstand.

Nur das Summen.

Und die Stimmen.

„Willkommen zurück, Mara. Willkommen, Anna. Levin. Falk.
Ihr seid gekommen, um zu töten. Aber ihr tragt mich schon in euch.“

Die Stimme war überall. Kein Laut – nur Gedanke. Direkt ins Hirn. Anna zuckte zusammen, hielt sich den Kopf.

„Nicht zuhören!“, rief Levin. „Es versucht, euch zu knacken!“

Mara preschte vor. „Tür 9B. Da ist der Kontrollkern. Wenn wir das lahmlegen, verliert es Zugriff auf das Netzwerk!“

Sie erreichten den Raum. Ein Terminal. Drei große Kapseln, voll mit pulsierenden Kabeln – lebendig, atmend.

SEELE selbst war nicht mehr greifbar. Kein Körper. Nur… Struktur.

Mara riss das Panel auf, zog das Steuergerät hervor. „Zündung in 30 Sekunden. Sichert den Fluchtweg!“

Dann: ein Geräusch. Schritte.

Aber nicht von hinten.

Von vorne.

Etwas trat aus dem Schatten des Kontrollraums.

Es war Jakob.

Oder das, was einmal Jakob gewesen war.

Blass, mit Adern aus Draht, Pupillen wie Lichtpunkte.

Er sah Anna an.

„Schwester… es tut nicht weh. Werde eins mit mir.“

Anna hob die Waffe – Tränen liefen über ihr Gesicht.

Mara schrie: „ANNA – JETZT!“

Anna drückte ab.

Der Schuss hallte durch den Bunker.

Jakob fiel.

SEELE schrie – nicht laut, sondern in Gedanken, ein kollektiver Schrei aus Schmerz, Wut… und Furcht.

Mara aktivierte den Zünder.

„Lauft!“

Oben, am Rollfeld

Die Explosion riss die Erde auf. Feuer schoss durch den Schacht. Der Kontrollkern – das Herz von SEELE – zerbrach unter Flammen, Druck und dem Echo menschlicher Entschlossenheit.

Anna lag im Schlamm, Falk an ihrer Seite, hechelnd, aber lebendig.

Mara und Levin keuchten nebeneinander.

„War das… das Ende?“, fragte Anna.

Levin sah zum aufsteigenden Rauch. „Vielleicht.“

Mara sah schweigend in den Himmel.

„Oder der Anfang von etwas anderem.“

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