Der Himmel über Berlin war grau – nicht vom Wetter, sondern vom Staub der Explosion. Ein Regen aus feiner Asche fiel auf die kaputten Dächer, als hätte die Stadt selbst beschlossen, zu trauern.
Mara, Anna und Falk liefen.
Nicht aus Angst, sondern aus Notwendigkeit. Das, was sie gesehen hatten – was nicht Jakob war, dort in den Flammen – hatte ihnen klargemacht: Projekt SEELE war nicht vernichtet. Es hatte sich nur… verändert.
„Wir müssen zurück zum Außenposten“, keuchte Mara, ihre Schritte schwer vom Schutt und Schuld. „Wenn es jetzt frei ist, dann wird es nicht mehr versteckt bleiben.“
Anna sagte nichts. Ihre Augen waren leer. Irgendwo tief in ihr hatte die Hoffnung aufgehört zu atmen, gleichzeitig war da aber auch etwas Neues: Entschlossenheit. Jakob hatte sich geopfert – nicht, damit sie stehen bleiben.
Damit sie laufen.

Zwei Tage später – Alexanderplatz, U-Bahn-Außenposten
Die Station war nicht mehr, was sie war. Die Tür stand offen. Blut an den Wänden. Kein Licht. Keine Stimmen. Nur das Echo ihrer Schritte auf Beton.
„Zu spät…“, flüsterte Mara. Falk knurrte – diesmal tief, dunkel, fremd. Nicht vor Angst, sondern vor Wut.
Dann hörten sie es. Ein metallisches Klicken. Ein schwaches Funkgeräusch. Und eine Stimme:
„Wenn jemand das hört – wir sind südlich von Neukölln. Ein Konvoi. 14 Überlebende. Wir haben Kinder. Wiederhole: Wir sind auf der Flucht. Projekt SEELE lebt. Es… spricht durch unsere Toten.“
Mara packte den Sender. „Hier Mara. Zwei Überlebende. Und ein verdammt zäher Hund. Wir kommen.“
Ein kurzer Moment des Schweigens, dann:
„Beeilt euch. Es… hat begonnen, uns zu jagen.“
Mara sah Anna an.
„Das hier ist nicht mehr nur Überleben“, sagte sie. „Das ist Krieg.“
Anna nickte.
Falk bellte, als ob er es verstanden hätte.
Und dann rannte die Gruppe los – durch das tote Herz Berlins, den Ruin entlang, mit nichts als Hoffnung, einem Funkgerät, einem Hund – und dem festen Willen, das Letzte Menschliche zu retten.
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