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Die Luft im Labor war dick wie Sirup, schwer von etwas Unsichtbarem. Gedanken. Stimmen. Erinnerungen, die nicht ihre eigenen waren, rauschten wie ein Flüstern durch Jakobs Schädel. Er spürte Annas Hand an seiner Schulter – kalt, zitternd, aber fest.

Vor ihnen: Projekt SEELE.

Das Wesen stand aufrecht, seine blutdurchzogenen Adern pulsierten in einem Rhythmus, der fast hypnotisch war. Es hatte keine Augen, doch alle drei – Jakob, Anna und Mara – wussten: Es sah sie.

„Wir müssen es beenden“, flüsterte Jakob. „Hier. Jetzt.“

Mara zog den Zünder hervor, den sie aus dem Außenposten mitgenommen hatte – ein Sprengsatz, improvisiert, aber stark genug, um einen ganzen Tunnelabschnitt zu sprengen.

„Wenn wir es sprengen, müssen wir sicherstellen, dass es nicht entkommt“, sagte sie. „Es hat keine physischen Fesseln mehr. Nur… die, die wir ihm auferlegen.“

„Wie lange bis zur Detonation?“ Jakob starrte das Wesen an, das sich keinen Zentimeter bewegt hatte.

„Zehn Sekunden, sobald ich aktiviere.“

Anna blickte zwischen den beiden hin und her. „Zehn Sekunden reichen nicht, um hier rauszukommen.“

Stille.

Dann ein Knurren. Falk, der Schäferhund, hatte sich wieder bewegt – langsam trat er vor, stellte sich schützend vor Anna.

„Ich mach’s“, sagte Jakob. „Ich bleib. Ihr nehmt Anna, Falk und verschwindet. Ich… ich kann das.“

Mara starrte ihn an. „Du bist verrückt.“

„Vielleicht. Aber das da…“, er deutete auf das Wesen, „… ist das Ende von allem. Und ich will nicht in einer Welt leben, die es lenkt.“

Plötzlich – eine Bewegung.

 SEELE hob einen Arm. Kein Angriff. Kein Zorn. Nur ein langsames Öffnen der Handfläche.

Darin: ein Bild. Eine Vision. Jakob als kleiner Junge. Seine Eltern. Lachen. Wärme. Ein Moment, den er längst vergessen hatte.

Es versuchte, ihn zu manipulieren.

Er lächelte. „Du bist nicht meine Vergangenheit.“

Dann drückte er den Zünder.

Draußen, am Tunnel

Eine gewaltige Druckwelle schleuderte Mara und Anna zu Boden. Der Eingang zum Labor stürzte ein, eine Feuerwand jagte Staub in den Himmel. Falk jaulte kurz, dann verstummte alles.

Ruhe.

Nur das ferne Heulen des Windes über dem toten Berlin.

Anna kniete im Schutt, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Mara legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Er hat’s getan. Er hat uns gerettet.“

Anna blickte hoch, durch den Rauch – und da, ganz schwach, sah sie etwas:

Eine Silhouette, im Flammenmeer.

Nicht Jakob.

Etwas anderes.

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