Das Funkgerät zischte und knackte, dann verstummte es abrupt. Niemand bewegte sich. Nicht einmal Falk. Als hätte die ganze Station den Atem angehalten.
Mara trat langsam näher an das Gerät heran, drehte den Regler behutsam zurück, doch das Störrauschen war wie abgeschnitten. Kein Signal. Kein Ton. Nur Stille.
„War das… eine Stimme?“, fragte Anna zögerlich.
Oberfeld Krause wirkte bleich. „Das war keine militärische Übertragung. So klingt kein Mensch.“
Jakob sah Mara an. „Du hast gesagt, es weiß, wo wir sind. Was meinst du damit?“
Mara zögerte. Dann seufzte sie, als würde sie ein altes, schweres Gewicht von den Schultern ablegen.
„Es hat in Lichtenberg angefangen. Ein Biolabor unter der Erde – angeblich stillgelegt. Ich war mit einer Spezialeinheit dort, vor drei Wochen. Wir sollten nur Informationen sichern. Aber wir fanden etwas… eingefrorenes. Menschlich – zumindest halb. Sie nannten es ‚Projekt SEELE‘. Es hatte ein künstliches Nervensystem. Es konnte… Gedanken senden.“
„Gedanken?“ Anna rückte näher zu ihrem Bruder.
„Nicht wie Worte. Es waren Bilder. Gefühle. Angst. Verzweiflung. Hunger.“
Jakob runzelte die Stirn. „Und ihr habt es geweckt?“
„Wir waren zu spät. Es war schon wach. Und es… lernte.“

Ein jüngerer Soldat schüttelte den Kopf. „Aber das erklärt nicht, wie es hierher kommt. Das ist mitten in der Stadt.“
Mara drehte sich zu ihm. „Du verstehst nicht. Es geht nicht nur. Es sieht. Durch die Augen der Infizierten. Vielleicht sogar durch elektronische Geräte. Kameras. Sensoren. Es ist nicht nur ein Wesen. Es ist ein Netzwerk.“
In diesem Moment begannen die Neonlampen in der Station zu flackern.
Falk bellte plötzlich, laut, panisch – und stürzte knurrend auf eine dunkle Ecke des Gangs zu.
„Nicht da rein!“, rief einer der Soldaten – zu spät.
Ein Geräusch wie splitterndes Glas, gefolgt von einem entsetzlichen Schrei. Falk kehrte zurück – blutverschmiert, aber lebendig. Und in seinem Maul hing ein kleines, metallisches Objekt. Eine Kamera. Veraltet, aber funktionsfähig. Das rote Lämpchen blinkte noch.
Mara sah es an. Dann sprach sie aus, was alle dachten:
„Es hat uns nicht nur gesehen. Es hat uns beobachtet. Es wollte, dass wir hier sind.“
Jakobs Stimme war rau. „Wieso?“
Mara antwortete nicht.
Denn im Flur draußen erklang ein Geräusch, das nicht von dieser Welt war – eine Mischung aus Kinderlachen, Radio-Rauschen und etwas, das wie ein Summen unter der Haut vibrierte.

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