0 Comments

Der Weg zum Alexanderplatz war ein Spießrutenlauf durch den Verfall der Hauptstadt. Die Ruinen des Fernsehturms ragten wie ein gebrochener Finger in den bleigrauen Himmel, sein oberes Drittel war vom Einschlag einer Transportmaschine zersplittert, deren Trümmer wie ein Mahnmal auf dem Platz lagen.

Mara, Jakob, Anna und der Schäferhund Falk hatten sich durch dunkle Seitenstraßen geschlagen, untertunnelt von einsturzgefährdeten U-Bahnschächten und verseuchten Kanälen. Doch nun standen sie am Rand der weiten, toten Fläche des Alexanderplatzes.

Leere.

Keine Menschen. Keine Zombies.

Nur die kreisenden Krähen über dem Brunnen der Völkerfreundschaft – und das schwache, pulsierende Licht in der Ferne: eine Signallampe.

„Da“, flüsterte Mara und deutete auf den Eingang zum U-Bahnhof. Die Tür war notdürftig mit Metallplatten verriegelt, doch zwischen den Spalten drang Licht – künstliches Licht.

Jakob trat vor, sein Messer bereit, doch Falk knurrte kurz, blieb abrupt stehen. Aus dem U-Bahn-Schacht drang ein Geräusch. Es war kein Knurren, kein Stöhnen – sondern Stimmen. Echte Stimmen.

Mara pochte an das Metall mit einer bestimmten Rhythmusfolge – dreimal, Pause, zweimal. Eine Art Code.

Ein Schieber wurde zur Seite geschoben. Zwei Augen blitzten auf. Dann ein Befehl:

„Passwort!“

Mara antwortete ohne Zögern. „Spreefall.“

Sekunden vergingen. Dann klickte es, die Tür öffnete sich langsam.

Im Inneren standen vier schwerbewaffnete Männer in Bundeswehr-Uniform, müde, ausgehungert, aber lebendig. Dahinter: eine improvisierte Station mit Funkgerät, Batterien, Wasserfiltern – und etwa einem Dutzend weiterer Überlebender, darunter Kinder.

Ein älterer Soldat trat vor. „Ihr habt es geschafft. Ich bin Oberfeld Krause. Willkommen im Herz der Finsternis.“

Jakob blickte sich um. Zum ersten Mal seit Tagen entspannte sich sein Griff am Messer. Anna ließ sich neben Falk auf den Boden sinken, der sofort die Nähe suchte.

Aber Mara blieb starr, das Licht im Blick.

„Das war nicht alles“, sagte sie leise. „Etwas ist mir gefolgt. Etwas… das nicht tot ist, aber auch nicht lebt. Und es weiß, wo wir sind.“

Im Hintergrund begann das Funkgerät zu rauschen.

Dann eine Stimme, kratzend, kaum menschlich:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts