Trümmer, Leichen, Stille.
Jakob kniete in einer Seitenstraße des zerstörten Prenzlauer Bergs, die Finger noch um den blutverschmierten Griff seines Messers gekrallt. Seine Schwester Anna stand hinter ihm, bleich, zitternd, aber wachsam. Es war still geworden, viel zu still – kein Schrei, kein Schlurfen, nicht einmal das Summen von Fliegen. Nur Nebel, der sich wie kalter Atem durch die Ruinen schob.
Und dann… Schritte.
Nicht die schlurfenden, madengetränkten Bewegungen der Toten. Das hier war fest, entschlossen, gezielt. Jakob sprang auf, Messer in der Hand, Anna hinter sich ziehend.
Aus dem Nebel trat sie.
Eine Frau in schwarzer Lederjacke, dunkle Haare, grimmiger Blick – und neben ihr ein imposanter Schäferhund, der regungslos an ihrer Seite ging. Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe zuckte kurz über die Geschwister hinweg, dann auf Jakobs blutige Hände. Der Hund knurrte leise.
„Wenn ihr gebissen wurdet, erschieße ich euch sofort“, sagte sie ohne Vorwarnung. Ihre Stimme war kalt, sachlich.
„Nicht gebissen. Nur… überlebt“, knurrte Jakob.
Ein Moment der Spannung hing in der Luft – dann senkte die Frau ihre Lampe ein Stück. Der Hund verstummte, blickte Anna neugierig an.
„Ich heiße Mara. Und das hier ist Falk.“ Sie nickte zum Hund. „Ihr seid die Ersten, die ich seit zwei Tagen lebend sehe.“

Jakob wollte etwas sagen, aber Anna kam ihm zuvor. „Gibt es noch andere? Einen sicheren Ort?“
Mara sah sich um, als lausche sie der Stadt selbst. „Vielleicht. Im U-Bahn-Tunnel unter dem Alexanderplatz… da war ein Funksignal. Schwach. Militärisch. Vielleicht ein Außenposten – oder eine Falle.“
Jakob tauschte einen Blick mit Anna. Ihre Augen waren voller Angst – und Hoffnung.
Er nickte. „Dann gehen wir da hin. Gemeinsam.“
Und so machten sie sich auf – durch das gefallene Berlin, durch den Nebel und zwischen den Leichen. Drei Überlebende und ein Hund – gegen den Untergang.
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