Kapitel 6: Das Erwachen der Brut
Ava starrte auf die Daten, die sie aus dem zentralen Kern der Odysseus gezogen hatte. Ihre Hände zitterten. Auf dem Bildschirm blinkten schematische Darstellungen des Schiffes – doch was sie entdeckte, war nicht in den offiziellen Plänen verzeichnet.
Verborgene Sektionen. Abgeschottete Decks. Und in einem davon: Biologische Lebenszeichen. Zwölf an der Zahl.
„Das kann nicht sein…“
Malik trat hinter sie. „Was ist das?“
„Brutkammern. Oder… Inkubatoren. Das Alien war trächtig. Es hat Eier abgelegt – tief unten, im Frachtraum B-12.“
Jonas schluckte hart. „Und wenn sie schlüpfen… dann haben wir ein ganzes Nest auf dem Schiff.“
Ein Funksignal störte plötzlich das System – ein Rauschen, dann eine verzerrte Stimme. „…–kte Kontrolle… biologischer Vorfall… Experiment gescheitert… nicht mehr aufwecken…“
Ava erkannte den Ursprung: Ein altes Protokoll, verborgen im System. Projekt GENESIS-X – eine geheime biologische Forschungsmission der Erdflotte. Die Kolonisten waren nie die eigentliche Mission. Sie waren Tarnung.
„Wir waren nie die Zukunft“, flüsterte sie. „Wir waren Futter.“
Ein Signal ertönte vom Ortungsgerät. Die neuen Lebensformen bewegten sich. Langsam. Aber zielgerichtet.
„Wir müssen die Brut vernichten, solange sie noch schwach ist“, sagte Malik entschlossen. „Bevor sie wird wie das, was wir eben getötet haben.“
„Und wenn sie bereits intelligenter ist?“ warf Jonas ein. „Schneller? Widerstandsfähiger?“
Ava sah ihn ernst an. „Dann bleibt uns keine Wahl. Wir sprengen das Schiff. Niemand darf diese Wesen mit zur Erde bringen.“
Ein tödlicher Countdown begann. Die letzten Überlebenden der Odysseus mussten tief in das Herz des Schiffes hinabsteigen – dorthin, wo das wahre Grauen noch schlief.
Aber nicht mehr lange.
Kapitel 7: Abstieg in die Finsternis
Die Gänge wurden enger, die Luft dicker. Ava, Malik und Jonas bewegten sich vorsichtig durch die unteren Sektionen der Odysseus. Jeder Schritt hallte wie ein Trommelschlag in der Stille. Die automatischen Systeme waren fast vollständig ausgefallen – nur das matte Flackern einzelner Notlichter erhellte die dunklen Schächte.
Der Zugang zu Frachtraum B-12 war versiegelt. Verrostete Warnhinweise und biometrische Sperren deuteten auf militärische Geheimhaltung hin.
Malik schloss das Schloss mit einem improvisierten Impulsschneider auf. Die Tür öffnete sich langsam – dahinter: Finsternis, dick wie Öl.
Als sie eintraten, schlug ihnen ein beißender Geruch entgegen. Verwesung. Organisches Material.
Der gesamte Frachtraum war von einer dichten Schicht schwarzer, pulsierender Biomasse überzogen. Es sah aus wie eine Mischung aus Schleim und Chitin – lebendig, atmend.
In der Mitte: die Brut.
Zwölf eiförmige Gebilde, halb durchsichtig, schimmernd im Licht ihrer Taschenlampen. In manchen bewegte sich bereits etwas – zuckend, pulsierend. Die Geräusche waren unnatürlich. Schmatzen, Flüstern, ein leises, disharmonisches Summen.
„Wir haben keine Zeit“, sagte Ava. Sie platzierte die ersten Sprengsätze, während Jonas den Zugang versperrte.
Doch plötzlich: ein Zischen. Ein einzelnes Ei öffnete sich.
Eine Kreatur – kleiner als das erste Wesen, aber schneller – schoss hervor. Sie war kaum zu sehen, ein Schemen aus Tentakeln und Kieferklauen, und griff Jonas an.
Malik feuerte sofort. Ein greller Impuls – das Wesen schrie und verging in einer kleinen Stichflamme.
„Sie sind bereits aktiv“, flüsterte Ava. „Wir sind zu spät.“
Weitere Eier begannen sich zu regen.

„Zündung jetzt!“
Malik aktivierte den Timer. Drei Minuten. Sie rannten zurück, durch die verwinkelten Gänge, das Summen der Brut nun wie ein Schwarm in ihrem Rücken.
Sie erreichten eine Notkapsel – die letzte noch funktionsfähige. Ava aktivierte den Start.
Die Odysseus zitterte. Hinter ihnen explodierte das Schiff in einer grellen Lichtwelle, die sich im All verlor.
Schweigen. Dann Dunkelheit.
In der Kapsel schwebten die drei Überlebenden. Stille.
Bis Ava auf den Notfunk schaute. Ein automatischer Sendebericht blinkte auf.
„Empfänger: Kolonieschiff Helios. Kurs: Orion 9. Ankunft: 7 Tage.“
Malik sah Ava an. „Die Brut war vielleicht nicht das Ende… sondern nur der Anfang.“
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