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Einleitung: Der Flug ins Unbekannte

Im Jahr 2197 startete die Odysseus, ein gewaltiges Kolonieschiff der Raumflotte der Erde, mit 347 jungen Siedlerinnen und Siedlern an Bord. Ihr Ziel: der ferne Planet Orion 9 – eine grün-blaue Welt voller Potenzial für neues Leben. An Bord befanden sich ausschließlich Freiwillige zwischen 18 und 25 Jahren, idealistisch, ausgebildet und bereit, eine neue Zivilisation fernab der alten Erde zu gründen.

Die Reise sollte drei Jahre dauern – in kryogenem Schlaf, überwacht von der künstlichen Intelligenz KALOS und einem kleinen Wartungsteam aus Androiden. Doch als das Schiff plötzlich aus dem Hyperraum gerissen wurde und ein Notprotokoll die Erweckung einer kleinen Gruppe Kolonisten einleitete, war klar: Etwas war schiefgelaufen.

In den dunklen Korridoren der Odysseus begann ein unheimliches Spiel aus Angst, Täuschung und Überleben. Denn mit ihnen an Bord war etwas Fremdes – ein Wesen aus der Tiefe des Alls. Lautlos. Tödlich. Und es hatte bereits begonnen, das Schiff zu seinem neuen Jagdrevier zu machen.

Kapitel 1: Aufwachen in der Stille

Ein scharfes Zischen durchschnitt die Dunkelheit. Dann das mechanische Knacken einer Verriegelung, gefolgt vom metallischen Klicken hydraulischer Arme. Kryo-Kapsel #037 öffnete sich. Kalter Nebel quoll hervor.

Luca Martens sog keuchend Luft ein. Jeder Atemzug brannte in seinen Lungen wie Feuer. Sein Herz raste. Die Kälte wich nur langsam aus seinen Gliedern. Benommen blickte er sich um. Die Kammer war in ein schwaches, pulsierendes Notlicht getaucht – orange und flackernd. Kein Zeichen von den anderen. Keine Stimmen. Nur das Summen der Systeme und das entfernte Heulen einer Warnsirene.

Neben ihm öffneten sich zwei weitere Kapseln. Mit zittrigen Händen half er Ava N’Doye und Malik Chen aus ihren Kryo-Schlafzellen. Auch sie waren blass, verwirrt und desorientiert.

„Das ist zu früh“, murmelte Malik, während er sich an einer Konsole abstützte. „Wir sollten erst in zwei Jahren aufwachen… was ist passiert?“

Ava tippte rasch einige Befehle in das Panel. „Keine Verbindung zu KALOS. Das System läuft nur auf Notstrom. Aber… Moment… hier steht: Hyperraumriss? Und… biologischer Kontakt?“ Sie sah auf. Ihre dunklen Augen waren plötzlich voller Alarm. „Etwas ist an Bord.“

Ein dumpfes Geräusch ließ alle drei zusammenzucken – ein metallisches Kratzen, das durch die Klimaschächte hallte. Nicht laut. Aber eindeutig.

Luca schluckte. „Vielleicht ein Fehler im Belüftungssystem.“

„Oder ein blinder Passagier“, sagte Ava leise. „Und ich meine keinen menschlichen.“

Ein flackernder Monitor an der Wand zeigte schemenhaft das Innere eines anderen Kryo-Decks – leer. Türen standen offen. Blutspuren führten aus dem Bild hinaus.

„Das sind keine Fehlfunktionen“, sagte Malik stockend. „Jemand… oder etwas… hat begonnen, das Schiff zu übernehmen.“

In dieser Sekunde ging das Notlicht aus.

Kapitel 2: Die Jagd beginnt

Ein Moment völliger Dunkelheit. Dann ein schwaches, rotes Notlicht. Blinkend. Wie ein Herzschlag.

Luca, Ava und Malik standen wie erstarrt. Kein Laut. Nur das Summen der Notstromversorgung – und das Gefühl, nicht allein zu sein.

„Wir müssen zur Kommandobrücke,“ sagte Ava mit gepresster Stimme. „Wenn KALOS ausgefallen ist, müssen wir versuchen, das Schiff manuell zu steuern. Oder wenigstens herausfinden, was passiert ist.“

Sie verließen die Kryokammer und traten in den angrenzenden Korridor. Die Gänge waren leer, der metallene Boden feucht von Kondenswasser. Überall flackerte das Licht, und vereinzelt schwebten Objekte schwerelos – als hätte die künstliche Gravitation kurzzeitig versagt.

Im Lagerraum fanden sie provisorische Kleidung, eine Taschenlampe und ein tragbares Ortungsgerät. Malik startete es.

„Ich empfange Signale von weiteren Lebensformen. Aber sie sind… seltsam. Bewegungsmuster, die nicht menschlich wirken.“

„Wieviele?“ fragte Luca.

„Zwei. Vielleicht drei. Aber sie sind schnell. Und sie scheinen zu… jagen.“

Plötzlich: Ein markerschütternder Schrei – irgendwo aus den unteren Sektionen. Dann Stille.

Ava wirbelte herum. „Da war jemand wach. Und jetzt ist er tot.“

Sie rannten los. Auf halbem Weg zur Brücke fanden sie die erste Leiche. Es war Zoe Kramer, Biologin, gerade einmal 22 Jahre alt. Ihre Kryo-Kapsel war gewaltsam geöffnet worden. Die Wände um sie herum waren mit schwarzer, gallertartiger Substanz überzogen. Ihre Augen starrten ins Leere – weit aufgerissen, als hätte sie in ihren letzten Sekunden etwas Unbegreifliches gesehen.

Neben ihr: eine schleimige, fast transparente Spur, die sich in einen der Wartungsschächte zog.

„Das Ding kommt durch die Luftkanäle“, murmelte Malik. „Es ist schlau. Es kennt das Schiff.“

Plötzlich ein lautes Kreischen – metallisch, fremdartig. Der Boden vibrierte. Etwas war ganz in ihrer Nähe.

„Schnell!“ rief Ava. „Zum Sicherheitstrakt. Vielleicht gibt es dort noch funktionierende Waffensysteme.“

Die drei rannten, das Ortungsgerät piepte hektisch. Hinter ihnen ein kratzendes Geräusch, das immer näher kam. Das Alien hatte die Jagd begonnen – und die Kolonisten waren seine Beute.

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