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Der Morgen graute in giftigen Grautönen über dem zerstörten Berlin, als die Gruppe sich auf den Weg machte. Oberfeld Krause hatte ihnen Vorräte mitgegeben – Batterien, Wasser, eine Karte, ein einziges Sturmgewehr. Mehr war nicht übrig.

„Ihr wollt in das Herz der Finsternis gehen“, hatte er gesagt. „Aber vergesst nicht: Man findet dort nicht die Wahrheit – nur, was von ihr übrig ist.“

Mara, Jakob, Anna und Falk verließen die improvisierte Station über einen vergessenen Tunnel im U5-Netz, der direkt in Richtung Lichtenberg führte. Je weiter sie vordrangen, desto mehr spürten sie die Veränderung. Der Beton war nicht nur feucht – er war warm. Pulsierend, fast lebendig. Der Boden vibrierte leise unter ihren Schritten.

„Das ist nicht nur ein Labor“, murmelte Mara. „Es ist ein Nest.“

Drei Stunden später – Labor Bunker 47, Lichtenberg

Die Tür zum Labor war ein einziges schwarzes Monstrum aus Metall, eingerahmt von seltsamen Symbolen – kyrillisch, aber verändert. Als hätte jemand mit Wahn und Blut daran gearbeitet. Mara hielt ihre Handfläche gegen ein eingerostetes Scannerfeld. Nichts geschah.

Dann trat Falk vor, schnüffelte an der Tür – und winselte.

„Zurück“, sagte Jakob.

Mit einem ächzenden Knacken öffnete sich die Tür – von innen.

Sie traten ein.

Das Licht war schwach, alles von einem rötlichen Schimmer durchzogen. Leuchtpaneele flackerten, Maschinen summten leise. Und da – mittendrin – stand ein riesiger Zylinder aus Glas, angeschlagen, Risse im Inneren.

In ihm: eine menschenähnliche Gestalt. Groß. Dünn. Hautlos. Adern, die wie Drähte über den Körper liefen. Und das Schlimmste: Es atmete.

„Das ist es“, sagte Mara heiser. „Projekt SEELE.“

Anna wich zurück. „Das lebt noch.“

„Mehr als das“, flüsterte Jakob. „Es hat auf uns gewartet.“

Bildschirme rundherum flammten auf – einer nach dem anderen. Auf jedem: Bilder von ihnen. Ihre Flucht. Ihre Gespräche. Ihre Albträume. Aufnahmen aus Träumen, die niemand je gesehen haben konnte.

Mara trat näher. „Es hat unser Bewusstsein durchbrochen. Es… denkt durch uns.“

Plötzlich vibrierte der Boden. Der Glastank riss vollständig auf – und das Wesen trat hinaus. Langsam. Lautlos. Kein Geräusch, kein Knurren – nur… Präsenz.

Falk knurrte, sprang vor – und erstarrte mitten in der Bewegung.

Dann… sprach es. Keine Lippen, keine Stimme. Nur ein Gefühl im Kopf:

„Ihr seid der letzte Schritt. Kommt näher. Ich zeige euch, was danach kommt.“

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