Kapitel 1: Fremde Erde
Orion 9 war wunderschön – auf den ersten Blick.
Grüne Ebenen, endlose Wälder, ein purpurner Himmel, der sich bei Sonnenuntergang blutrot färbte. Ava und Malik waren unter den ersten, die die neue Kolonie betraten – eine handvoll provisorischer Bauten, errichtet von Drohnen, die Jahre vor ihnen gestartet waren.
Es hätte das Paradies sein können. Doch der Tod kam ihnen voraus.
Bereits am zweiten Tag fanden sie ein verlassenes Lager – eine Vorhut, bestehend aus vier Kolonisten, die laut Missionsdaten sechs Monate vor ihnen eingetroffen waren. Alle verschwunden. Keine Leichen. Nur Zeichen eines Kampfes: zerfetzte Ausrüstung, Blutspuren im Gras, und ein verstümmeltes Funkgerät mit einem letzten, kaum verständlichen Log-Eintrag:
„Es lebt unter der Oberfläche… es war schon hier… wir haben es geweckt…“
Ava wusste, was das bedeutete. Das Signal, das sie auf der Helios empfangen hatten, war nicht das Echo eines gesendeten Datensatzes – es war ein Ruf.
Die Brut war kein Experiment der Menschheit. Sie war viel älter. Und Orion 9 war ihr Geburtsort.
Kapitel 2: Die Struktur
Malik entdeckte die Quelle des Signals tief im Süden der Koloniezone: eine schwarze Struktur, halb überwuchert von fremder Vegetation, aber klar künstlich.
Sie war weder menschlich, noch von der Erde bekanntem Design. Metallisch, aber lebendig. Türen, die auf Berührung reagierten. Wände, die pulsierten.
Ava, Malik und ein kleines Aufklärungsteam betraten sie – ausgerüstet mit Waffen, Kameradrohnen und Sensoren.
Im Inneren: Hallen mit riesigen, organischen Behältern.
Vorrichtungen zur genetischen Manipulation.
Und zentrale Steuerpulte, die sich selbst zu bedienen schienen.
„Das hier ist ein Brutkasten“, sagte Ava. „Eine Wiege… oder ein Gefängnis.“
Ein Hologramm aktivierte sich. Es zeigte keine Worte – nur Bilder. Eine uralte Spezies, erschöpft und vom Krieg gezeichnet. Sie erschufen die Kreaturen nicht als Waffe – sondern als letzten Versuch, ihre Welt zu retten. Aber die Wesen entwickelten sich… anders.
Und sie übernahmen.
Kapitel 3: Die Entscheidung
Die Struktur begann zu reagieren. Als würde sie Ava erkennen.
„Sie sind Teil der Antwort“, flüsterte sie. „Oder Teil eines Plans.“
Malik hatte Zweifel. „Wenn wir diese Technologie nutzen, könnten wir sie endgültig vernichten… oder sie neu entfesseln.“
Ein Countdown begann. Die Struktur aktivierte etwas. Nicht feindlich – aber unvermeidlich.
Eine Nachricht wurde sichtbar – nicht in Sprache, sondern in Emotion, Gefühl, Licht:
Ihr seid die Erben. Entscheidet klug.
Ava sah Malik an. Sie hatten zwei Optionen:
Die Struktur zerstören – in der Hoffnung, das Biologische endgültig auszulöschen.
Sie übernehmen – und vielleicht lernen, was ihre Erbauer einst wussten.
Kapitel 4: Das Erbe
Ava entschied.
Sie verband sich mit der Struktur – ein hybrides Interface aus Gedanke und Erinnerung. Für einen Moment sah sie alles: die Geschichte der Welt, das Scheitern der Alten, die Geburt der Brut – und eine mögliche Zukunft, in der die Menschheit nicht nur überlebt, sondern lernt, sich mit dem Unvermeidlichen zu vereinen.
„Wir können es nicht zerstören“, sagte sie. „Aber wir können es lenken.“
Die Struktur verschmolz mit der Kolonie. Aus den Ruinen wurde etwas Neues – nicht ganz menschlich, nicht ganz fremd. Eine Symbiose.
Und irgendwo, tief im Inneren Orion 9s, öffnete sich ein weiteres Auge.
Es beobachtete.
Wartete.
Und akzeptierte.
Die neue Ära hatte begonnen.
Epilog: Ein neues Morgenrot
Fünf Jahre nach der Ankunft auf Orion 9 war von der ursprünglichen Kolonie kaum noch etwas übrig.
Die Gebäude hatten sich verändert – gewachsen, nicht gebaut. Aus ihrer Struktur sprossen lebendige Adern, die Energie zirkulierten. Technologien, einst fremd, waren nun Teil des Alltags. Menschen und biologische Intelligenz lebten in einer fragilen, aber funktionierenden Koexistenz.
Ava leitete den neuen Rat – nicht als Kommandantin, sondern als Bindeglied. Sie war die erste, die die Verbindung zur uralten Struktur überlebt und kontrolliert hatte. Ihre Gedanken wurden manchmal von Bildern durchzogen, die nicht ihre eigenen waren – Erinnerungen einer längst ausgestorbenen Zivilisation.
Malik leitete die Sicherheitsprotokolle. Er glaubte noch immer nicht an Frieden – doch er glaubte an Vorbereitung. Seine Einheit patrouillierte an den Rändern der aktiven Zone, dort, wo der Einfluss der Struktur schwächer wurde… und das Fremde stärker.
Jonas lebte nur in Erinnerungen. Sein Opfer auf der Helios war nicht vergessen. Sein Name stand auf einer schwebenden Tafel aus Licht – zwischen den Bäumen aus metallisch glänzendem Laub.
Doch tief im Inneren Orion 9s, im Herzen jener uralten Struktur, wuchs etwas Neues. Kein Feind. Kein Retter. Etwas Drittes.
Ein Wesen, geboren aus menschlichem Geist und außerirdischer Erinnerung.
Noch schrie es nicht. Noch tötete es nicht.
Aber es träumte.
Und in seinen Träumen… erkannte es die Sterne.
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