Kapitel 1: Die Ankunft
Die Schleuse der Helios schob sich zischend zur Seite. Ava, Malik und Jonas traten hinaus – geblendet vom sterilen Licht, empfangen von einem Team in weißen Schutzanzügen.
„Sie sind sicher“, sagte Commander Leigh, eine Frau mit kühler Stimme und präzisem Blick. „Sie stehen unter medizinischer Quarantäne, bis wir Ihre Aussagen überprüft haben.“
Was wie Fürsorge wirkte, war in Wahrheit Kontrolle. Die drei Kolonisten wussten es. Die Helios war kein gewöhnliches Kolonieschiff. Ihre Gänge waren militärisch, ihre Crew zu diszipliniert. Und unter der Fassade von Ordnung – lag etwas Verstecktes.
Bereits in den ersten Stunden bemerkte Ava seltsame Dinge: abgeschottete Decks ohne Eintrag im Schiffsplan, bewaffnete Wachen auf Forschungsstation 3 – und ein wachsender Druck in der Atmosphäre. Etwas war anders.
Jonas, währenddessen, durchsuchte das interne Datennetz. Heimlich. Und er fand es: einen verschlüsselten Ordner mit dem Namen „Genesis-Red“. Darin: biologisches Material. DNA-Codes. Und eine Aufzeichnung einer unautorisierten Bergungsmission – an den Trümmern der Odysseus.
„Sie haben etwas mitgenommen“, flüsterte Jonas entsetzt. „Sie haben Proben gesichert… von der Brut.“
Kapitel 2: Der Zyklus beginnt erneut
Die Helios war nicht infiziert. Noch nicht. Aber sie war der Träger. Wissenschaftler an Bord hatten bereits begonnen, das genetische Material zu sequenzieren. Sie glaubten, sie hätten die Kontrolle.
Doch in Sektion C-12 verschwand ein Techniker. Kurz darauf eine Ärztin. Beide zuletzt gesehen in der Nähe des Lagerbereichs, in dem die Proben aufbewahrt wurden.
Ava forderte eine Audienz bei Commander Leigh.
„Sie spielen mit etwas, das uns beinahe vernichtet hätte“, sagte sie. „Sie müssen es vernichten.“
Doch Leigh blieb ruhig. „Was auf der Odysseus geschehen ist, war ein Unfall. Wir lernen daraus. Und wenn wir Erfolg haben, erschaffen wir die ultimative biologische Anpassung – unbesiegbar, selbstregenerierend, perfekt.“
Malik schnaubte. „Perfekt? Sie sprechen nicht von Forschung. Sie sprechen von Waffen.“
Da fiel auf der Brücke plötzlich der Strom aus.
Sekunden später: Alarm.
Biologischer Kontakt in Deck C-12.
Kapitel 3: Das Echo der Odysseus
Die Brut war geschlüpft. Aus einer einzigen, instabilen Probe hatte sich ein neues Wesen entwickelt – kleiner, wendiger, klüger.
Die Helios verwandelte sich in ein Labyrinth aus Schreien, Funksignalen und Feuergefechten.
Ava, Malik und Jonas kämpften sich zur Waffenkammer durch. Dabei trafen sie auf Lieutenant Veras, einen Sicherheitschef, der bald erkannte: „Ihr hattet recht. Wir dachten, wir könnten es kontrollieren… aber es kontrolliert uns.“
Sie bildeten ein kleines Einsatzteam. Ziel: Reaktorraum. Plan: Selbstzerstörung, wenn nötig.
Doch je tiefer sie vordrangen, desto deutlicher wurde: Das neue Wesen war nicht allein. Die DNA der ursprünglichen Kreatur hatte sich vermehrt, angepasst, integriert. Teile der Schiffsstruktur begannen sich zu verändern – lebendige Technik, verbunden mit dem Alien-Biomaterial.
Die Helios wurde organisch.
Kapitel 4: Entscheidung
In den letzten Stunden stand alles auf dem Spiel. Ava stand vor dem Hauptreaktor, während die Brut bereits an den äußeren Schleusen kratzte.
„Wenn wir es jetzt nicht stoppen, erreicht es Orion 9. Und von dort aus… alles andere.“
Malik und Jonas waren bereit. Der Zünder war programmiert. Aber da war noch etwas: Eine kleine Fluchtkapsel, versteckt. Nur für eine Person.
Einer musste bleiben.
Jonas trat vor. „Ich kann’s auslösen. Ich war ohnehin nie bereit für Orion 9.“
Ein letzter Blick. Dann schloss sich die Tür.
Die Helios verging im Licht.
Epilog: Die neue Erde
Zwei Wochen später landeten Ava und Malik auf Orion 9.
Sie hatten überlebt.
Doch während sie die ersten Strukturen der Kolonie inspizierten, fiel Malik ein Funksignal auf – schwach, aber eindeutig.
Ein genetisches Muster.
Nicht von der Helios.
Nicht von der Odysseus.
Es war alt. Viel älter. Und es kam vom Inneren des Planeten.