Kapitel 3: Der erste Gegenschlag
Der Sicherheitstrakt war durch eine schwere Schottentür gesichert. Ava hackte sich in das Steuerungspanel, während Malik mit zitternden Händen das Ortungsgerät fixierte.
„Es ist hinter uns! Keine zehn Meter mehr!“
Die Tür öffnete sich zischend, und die drei warfen sich in den Raum. Ava hämmerte auf das Kontrollfeld ein – das Schott schloss sich im letzten Moment. Etwas Krallenartiges krachte von außen gegen das Metall. Ein kurzer, gurgelnder Laut, dann Stille.
„Was… war das?“ flüsterte Luca, den Rücken an die Wand gepresst.
Malik schüttelte den Kopf. „Es war nicht komplett zu sehen. Aber ich hab etwas… Fließendes erkannt. Wie eine Mischung aus Tentakel und Panzer. Es bewegt sich fast lautlos.“
Ava trat an das Waffenschließfach. Nur zwei betriebsfähige Impulsgewehre und ein Elektrospeer lagen noch dort. „Besser als nichts“, sagte sie trocken.
Sie bewaffneten sich und luden die Waffen. Dann überprüften sie das Sicherheitsterminal. Die Überwachungskameras zeigten verschwommene Bilder aus verschiedenen Sektionen: leere Gänge, umgekippte Kryo-Kapseln, Bewegungen im Schatten.
Doch dann: ein Gesicht. Ein junger Mann – Schweiß auf der Stirn, blutige Kleidung. Er saß in der Technikbucht, umgeben von Barrikaden. Die Kamera zeigte seinen Namen: Jonas Varga.
„Er lebt noch!“ rief Luca. „Wir müssen zu ihm.“
Ava nickte. „Aber wir gehen nicht mehr blind durch das Schiff. Wir locken das Ding in eine Falle. Und dann bringen wir es um.“
Sie entwickelten einen Plan: Ava blieb im Sicherheitstrakt, nutzte die automatisierten Türen und Schotts, um das Wesen zu lenken. Malik und Luca würden sich durch die Wartungsgänge schleichen, Jonas befreien – und das Alien zu einem vorab präparierten Bereich im Triebwerkskern locken.
„Es ist schnell, aber es scheint Hitze zu meiden. Wir zwingen es dorthin, wo wir die Temperaturen kontrollieren können“, erklärte Malik.
Mit einem letzten Blick in die Kamera, auf das Gesicht von Jonas, trat Luca in die dunklen Gänge hinaus. Der erste Gegenschlag der Kolonisten hatte begonnen.
Kapitel 4: Der Köder
Der Weg zur Technikbucht war gefährlich. Malik und Luca bewegten sich geduckt durch die schmalen Wartungsschächte – nur beleuchtet von flackernden Notlichtern und dem matten Schein ihrer Waffenlampen. Die Wände waren von der fremdartigen Substanz überzogen, die sie bereits bei Zoes Leiche gesehen hatten: eine gallertartige Masse, die leicht pulsierte, als hätte sie ein eigenes Leben.
„Es markiert sein Revier…“, murmelte Malik. „Wie ein Raubtier. Es macht deutlich: Das hier gehört mir.“
Über Funk gab Ava kurze Updates. „Ich habe Bewegung in den oberen Sektionen – wahrscheinlich das Wesen. Es reagiert auf Schall. Seid leise, aber schnell.“
Sie erreichten die Technikbucht. Die Tür war versperrt, aber Jonas hatte sich mit einem Schweißbrenner verbarrikadiert. Malik klopfte das vereinbarte Signal. Drei schnelle, zwei langsame.
Ein Moment der Stille. Dann schob sich ein Metallstück zur Seite. Jonas starrte ihnen mit geweiteten Augen entgegen. „Ich dachte, ich bin der Letzte.“
„Nicht ganz“, antwortete Luca, half ihm auf die Beine. „Aber wenn wir es nicht schaffen, bist du es bald.“
Während Jonas notdürftig versorgt wurde, begann Malik mit dem Aufbau der Falle. Im Triebwerkskern lag ein alter Wartungsbereich mit regulierbarer Plasmatemperatur. Ava bereitete aus der Ferne die Systeme vor. Alles war bereit.
Und dann geschah es.
Ein Schrei – diesmal von Ava über Funk. „Es hat mich entdeckt! Ich bin in Sektor 6 eingeschlossen!“
Panik. Jonas war noch zu schwach, um sich schnell zu bewegen. Malik und Luca hatten nur eine Chance.
„Planänderung“, sagte Luca. „Ich locke es. Bringe es zur Falle. Ihr holt Ava!“
„Das ist Selbstmord!“ rief Malik.
„Vielleicht. Aber jemand muss den Köder spielen.“
Luca rannte los – riss Kabel aus der Wand, schlug gegen Rohre, erzeugte Lärm. Das Echo hallte durch das Schiff.
Ein Schrei antwortete. Nicht menschlich.
Er hatte das Alien. Und es folgte ihm.
Kapitel 5: Das Herz der Finsternis
Luca hetzte durch die Gänge der Odysseus, jeder Schritt ein Wettlauf gegen das Grauen im Rücken. Hinter ihm: das Wesen – schnell, lautlos, kaum zu erfassen. Nur das gelegentliche Schaben auf Metall, das Kreischen fremdartiger Stimmbänder, verriet seine Nähe.
Er durchquerte das Forschungsdeck, sprang über eine umgestürzte Vorratskiste und erreichte schließlich die Zugangsrampe zum Triebwerkskern. „Ava, ist das System bereit?“ funkte er keuchend.
„Fast… noch fünfzehn Sekunden…“
Luca warf einen Blick zurück. Nichts. Aber er fühlte es. Es war nah. Vielleicht nur noch eine Tür entfernt.
Im Inneren des Reaktorschachts erwartete ihn stickige Hitze. Die Raumtemperatur war bereits erhöht – eine bewusste Provokation für das Wesen, das bis jetzt stets die kühleren Sektionen bevorzugt hatte.
Er sprang in die Mitte der Plattform, mitten auf die markierte Zielzone. Die Temperaturanzeige blinkte: 58 Grad Celsius. In der Ferne hörte er metallisches Kriechen. Dann – ein Ruck durch den Boden.
Das Alien trat aus dem Schatten.
Es war größer, als er erwartet hatte – eine Mischung aus Insektoid und Tentakelwesen, fast durchsichtig, mit pulsierenden Organen unter der Haut. Augen hatte es keine. Doch es sah ihn. Spürte ihn.
Es bewegte sich nicht wie ein Tier – eher wie etwas, das gelernt hatte zu jagen.
„Jetzt, Ava!“ brüllte Luca.
Ein lauter Alarm ertönte. Die Plasmaventile öffneten sich, heiße Gase strömten aus den Düsen. Ein Schrei – diesmal vom Alien – durchdrang das Schiff. Es wand sich, versuchte zu entkommen, doch die Hitze brannte sich durch seine äußere Schicht.
Doch es war zäh. Viel zäher, als sie gehofft hatten.
Plötzlich riss das Wesen sich los, schleuderte sich gegen eine Konsole – und verletzte Luca mit einem peitschenartigen Auswuchs. Er wurde gegen die Wand geschleudert, Blut auf dem Metall.
Dann: ein letzter Plasmastoß. Das Wesen schrie – ein verzweifelter, kreischender Laut, der sich in Stille auflöste.
Es war vorbei.
Malik und Ava erreichten Luca Minuten später. Er war schwer verletzt, aber bei Bewusstsein.
„Hat’s funktioniert?“ murmelte er.
„Ja“, sagte Ava. „Das Biest ist tot.“
Doch sie wusste, dass es noch nicht vorbei war.
Denn sie hatte im Datenkern der Odysseus etwas entdeckt – etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ:
Das Wesen war nicht allein.

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