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Teil 1: Die Ankunft

Special Agents Elena Rivas und Daniel Hartley vom FBI-Sonderdezernat X-9 hatten gelernt, nicht mehr zu blinzeln, wenn sie mit dem Unerklärlichen konfrontiert wurden. Seit drei Jahren arbeiteten sie in einer Abteilung, die offiziell nicht existierte – zuständig für das, was andere als „übernatürliche Vorkommnisse“ abtaten. Unerklärlich. Unerwünscht. Und meistens ungelöst.

An einem trüben Novembermorgen erhielten sie einen neuen Fall:

„Verschwinden von vier Kindern im Nationalpark Gray Pine, Montana. Keine Spuren. Keine Hinweise. Letzter bekannter Aufenthaltsort: die verlassene Rangerhütte Nr. 12.“

Als sie an jenem Ort ankamen, war das Dorf Gray Pine bereits in eine bedrückende Stille gehüllt. Nebel lag wie ein schmutziger Schleier über den Baumwipfeln, und die Dorfbewohner schlossen die Fensterläden, sobald jemand vom FBI auftauchte.

„Das hier riecht nach mehr als nur einem Vermisstenfall“, murmelte Hartley, während er die staubige Akte auf dem Beifahrersitz durchblätterte. „Hör dir das an – 1974, 1981, 1996… alle acht bis zwölf Jahre verschwinden hier Menschen. Immer in der Nähe dieser Hütte.“

Rivas stieg aus dem Wagen, ihr Blick schweifte durch den Wald. „Als würden sie vom Wald verschluckt.“

Teil 2: Die Hütte

Die Hütte Nr. 12 war verwittert, ihre Fenster zerschlagen, das Dach eingesunken. Doch trotz der offensichtlichen Verwahrlosung lagen frische Spuren im Matsch: Kinderfußabdrücke. Sie endeten direkt an der Tür – doch aus dem Inneren führte keine einzige Spur hinaus.

„Ich habe ein schlechtes Gefühl bei diesem Ort“, sagte Rivas leise, als sie die Taschenlampe zog.

Im Inneren herrschte ein modriger Geruch. Es war, als würde der Raum atmen. An der Wand hing ein Spiegel – vollkommen unberührt, der einzige Gegenstand ohne Staub. Hartley trat näher. „Wieso ist der…“

Er beendete den Satz nicht. Denn im Spiegel war nicht ihr Spiegelbild zu sehen. Sondern vier Kinder. Starr. Bewegungslos. Und hinter ihnen… ein dunkler, formloser Schatten.

Teil 3: Die Schatten

Noch in derselben Nacht schlugen sie in den Akten der Einheimischen nach. Dort fanden sie ein Foto von einem Mädchen namens Clara Winslow, das 1974 verschwand. Die gleiche Clara stand in dem Spiegelbild. Unverändert. Nicht gealtert.

„Sie sind dort drin“, flüsterte Rivas. „Nicht körperlich… aber festgehalten. Wie Geister in einem alten Radiofrequenzband.“

Sie kontaktierten einen ehemaligen FBI-Berater, Dr. Harold Menzies, der auf alte indianische Legenden spezialisiert war. Seine Analyse war erschreckend:

„Ihr habt es mit einem sogenannten ‚Spiegelfänger‘ zu tun. Eine Entität, die Seelen durch Spiegel bindet. Sie zeigt euch die Wahrheit, aber sie verlangt dafür Opfer.“

Teil 4: Das Opfer

Während sie versuchten, das Ritual zu rekonstruieren, um die Kinder zu befreien, begann Hartley, von denselben Kindern zu träumen. Immer dieselbe Szene: Ein Flüstern im Wald. Der Spiegel. Und ein Satz:

„Einer muss bleiben.“

Rivas fand heraus, dass jedes Mal, wenn Menschen verschwanden, eine andere Person danach auftauchte – desorientiert, ohne Erinnerung, aber „leer“, wie beschrieben wurde.

„Was, wenn die Kinder nur freikommen können, wenn jemand ihren Platz einnimmt?“ fragte sie.

Teil 5: Das Echo

Im dramatischen Finale stellte sich Hartley freiwillig. „Ich habe die Wahl“, sagte er ruhig, bevor er in den Spiegel trat. Rivas schrie – doch es war zu spät. Der Spiegel zerbrach in tausend Stücke. Und die Kinder standen draußen im Morgengrauen. Lebendig.

Aber Hartley… war fort.

Epilog

Zurück in Washington erhielt Rivas Monate später ein Paket ohne Absender. Darin: Ein silberner Handspiegel. Und als sie hineinsah, erkannte sie ihn. Daniel Hartley. Er stand in einem Raum aus Nebel. Und er lächelte.
Doch hinter ihm regte sich etwas.

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